Ziel Was will «Natur findet Stadt» erreichen?

Mit dem Programm «Natur findet Stadt» unterstützt der Kanton Aargau den Dialog zwischen verschiedenen Akteursgruppen im Siedlungsraum – denn die Förderung der heimischen Biodiversität ist eine gemeinsame Aufgabe. Die Natur endet nicht an Gartenmauern oder Strassenrändern. Sie soll Lebensräume ebenso wie Menschen miteinander verbinden.

«Natur findet Stadt» schafft Raum für Begegnung und Austausch zwischen Gemeinden, Fachleuten, Vereinen und engagierten Bürgerinnen und Bürgern. Das Programm verbindet Wissen und Erfahrung, regt zum Handeln an und unterstützt mit persönlicher Beratung dort, wo neue Lebensräume entstehen sollen.

Die Abteilung Landschaft und Gewässer des Kantons Aargau möchte das Bewusstsein für das Leben direkt vor der eigenen Haustür schärfen und bewirken, dass aus Einfalt wieder Vielfalt entsteht. Gemeinsam können wir den Siedlungsraum aufblühen lassen und möglichst viele Ort schaffen, an denen die Natur vielfältig, lebendig und nah ist. Der Siedlungsraum soll Türen öffnen - für heimischen Pflanzen und Tiere, die als bunte Lebensgemeinschaft unsere Umgebung bereichern und so die Lebensqualität für uns Menschen erhöhen.

«Es ist ein paradox: Im Urlaub erbaut sich der Mitteleuropäer an verträumten Dörfchen in Griechenland oder auf Korsika, schwärmt vom unverfälschten Wildwuchs des Wegrandes, fotografiert begeistert zerfallenes, überwuchertes Gemäuer, Eidechsen und ungeordnete Blütenpracht. Zu Hause aber, im eigenen Garten, rückt er mit Richtschnur und Schneckengift der Natur zu Leibe. Hier kratzt es jedes Kräutlein aus den Fugen der Wegplatten. Was vom Gartenarchitekten nicht eingeplant oder der eigenen Vorstellung nicht gemäss ist, wird mit Hacke, Unkrautvertilgungsmitteln und Insektiziden vernichtet. Auf öffentlichem Grund sorgt der Staat mit noch grösserer Akribie für "Ordnung". Selbst die hartnäckige Blattlaus im Rosenbeet lässt ihr Leben – und der letzte Marienkäfer mit ihr. Der geschleckte englische Rasen würde selbst einem herrschaftlichen Golfplatz noch Ehre machen. Und die aufgeschütteten Borde hinter den kahlen Betonmauern sind mit Bodendeckern, asiatischen oder südamerikanischen Kleinbüschen in regelmässiger Langweiligkeit bestockt. So bauen wir uns mit hochgezüchteten Blumen und exotischen Gesträuch aus dem Gartenbaukatalog eine Scheinnatur auf, als wär's eine Wohnungseinrichtung, und halten sie mit knechtischer Schufterei sauber. Dabei nützt die ganze säuberliche Anlage niemandem – sie stellt einzig den eigenen Hang zum Perfektionismus zufrieden. Sind die Gärten und Grünflächen unserer Siedlungsräume, so quadratisch steril und wohlanständig sie sind, nicht ein Abbild unserer technophilen Lebenshaltung? Mangelnde Besinnung führt aber schon im eigenen Garten zur Umweltzerstörung: Die Blattläuse, die Schnecken und das Unkraut – oft das letzte einheimische Gewächs in unseren Gärten – haben wir mit viel Mühsal und Chemie ausgerottet. Dabei ist kaum aufgefallen, dass es auch um die Schmetterlinge geschehen ist und die Vögel verstummt sind. Man hat ihnen mit fremdländischen Zuchtpflanzen die natürliche Nahrung entzogen oder mit Gift den Garaus gemacht. Die Vielfalt ist unserer Sauberkeitsneurose zum Opfer gefallen.»

Dr. h.c. Horst Stern